Honig ist leider heute meistens ein sehr unterschätztes Lebensmittel. Man findet ihn günstig und in vielen Formen im Supermarktregal und wir genießen ihn besonders gerne auf dem Frühstücksbrot. Wenn man sich allerdings intensiver mit dem Thema beschäftigt, lernt man eine neue Wertschätzung für Honig kennen. Man kann dann verstehen, warum ein Imker den teilweise deutlich höheren Preis als im Supermarkt verlangt und welche Arbeit darin steckt. In diesem Beitrag gehen wir etwas in die Tiefe und beschäftigen uns mit den Fragen: Was ist Honig eigentlich und wie wird er hergestellt? Warum produzieren Bienen überhaupt Honig? Welche Sorten gibt es? Und viele mehr.
So entsteht Honig
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Honig - ein reines, unbehandeltes Naturprodukt, das schon in der Antike von großer Bedeutung war
Was ist eigentlich Honig?
Die Honigverordnung (Zitat, Jahr 2004, Anlage 1, Abschnitt1 unter Allgemeines) sagt Folgendes:
„Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen lassen.“
Wenn man das Beamtendeutsch herunter bricht dann ist Honig also ein von Bienen gesammeltes Nahrungsmittel, welches überwiegend aus natürlichem Zucker besteht. Eigentlich wird Honig von den Bienen als Reserve gesammelt, falls einmal nicht so viele Blüten stehen oder natürlich als Futtervorrat für den Winter. Die Inhaltsstoffe bestehen im wesentlichen aus drei Grundpfeilern: dem pflanzlichen Nektar, dem tierischen Honigtau und den Substanzen, die beim weiteren Verarbeitungsprozess von den Bienen hinzu gegeben werden.
Der Mensch hat aus dem Nahrungsmittel der Bienen schon früh ein Lebensmittel für sich selbst gemacht und Honig hat auch heute noch einen festen Platz in einer ausgewogenen Ernährung - trotz des Zuckers.
Wie entsteht Honig?
Das Ausfliegen
Der leckere Honig, den wir aus dem Glas löffeln ist bei uns in Deutschland in erster Linie der Fleißarbeit der westlichen Honigbiene (Apis mellifera) zu verdanken. Zwar scheiden sich die Geister der Rechengenies etwas über die genauen Zahlen, aber selbst wenn man sie halbieren würde sind die Leistungen dieser kleinen Insekten unvorstellbar. Rein rechnerisch hätte eine einzige Biene 20.000 Flugeinsätze um etwa einen Liter Honigtau, beziehungsweise Nektar, zu sammeln. Aus diesem Liter ergibt sich dann wiederum etwa 150 Gramm Honig, so wie wir ihn aus dem Glas kennen. Geht man davon aus, dass eine Biene am Tag um die 40 Flugeinsätze hat, besucht sie dabei rund 4.000 Blüten. Das bedeutet, für einen Liter Honig müssen rund 10 Millionen Blüten besucht werden.
Das Sammeln
Sobald die Sammlerbiene den Stock verlässt steuert sie Blumen und Bäume an. Hier nimmt sie mit ihrem Rüssel den Nektar oder Honigtau auf. Schon während dem Aufsaugen speichelt sie ihr Sammelgut ein und fügt ihm so körpereigene Enzyme hinzu. Dies ist schon die erste Besonderheit: nur durch diese Enzyme kann der Pflanzensaft überhaupt erst in Honig umgewandelt werden. Während ihres Ausfluges speichert die Biene das komplette Sammelgut in einer speziellen Blase, die auch Honigmagen, genannt wird. Sie hat in etwa die Größe eines Stecknadelkopfes. Den Hauptteil des gesammelten Nektars gibt sie bei der Rückkehr an die Stockbienen ab, ein kleiner Teil verspeist sie direkt selbst.
Das Reifen
Obwohl die Sammelbiene dem Nektar direkt Enzyme hinzugibt ist daraus noch längst kein fertiger Honig geworden, er ist noch unreif. In diesem frischen Stadium erhält er noch zu viel Wasser, die Konsistenz ist noch sehr flüssig und wenn man ihn so lagern würde, würde er verderben. Damit er möglichst schnell sein Wasser verliert schichten die Stockbienen ihn durchgehend um. Sie lassen den Honig aus ihrem Rüssel in Waben laufen und saugen ihn direkt wieder auf. Durch die hohen Innentemperaturen im Stock und die unermüdliche Arbeit der Stockbiene verdunstet das Wasser relativ schnell und ein fast reifer Honig entsteht. Dieser wird nun in die Wabenzellen eingelagert und mit den Flügeln fächern die Bienen den Honig weiter trocken, damit die restliche Feuchtigkeit verdunstet. So entsteht langsam der typische Honig. Ist er genug gereift werden die Zellen komplett aufgefüllt und mit Wachsdeckeln verschlossen.
Die Wissenschaft weiß übrigens noch nicht woher die Bienen denn wissen, wann genau der Honig reif zum Verdeckeln ist. Jeder Nektar trocknet anders und es gibt keine Zeitspanne für die Reifung eines Honigs.
Wie wird Honig geerntet?
Zur Ernte müssen zuerst die Waben von Bienen befreit werden. Werden Bienen, die auf den Waben sitzen, mit in den Schleuderraum genommen, kann das unschöne Folgen haben. Die auf den Waben sitzende Biene fliegt nämlich zurück zu ihren Kolleginnen, erzählt wo sich das Futter nun befindet, und die anderen Sammlerbienen machen sich auf den Weg ihren Honig zurückzuholen.
Daher fegen wir die Bienen alle vorsichtig aber gründlich von den Waben ab. Die freien Waben werden bei uns dann in leere Beutekisten auf Rollen gepackt und in unseren Schreuderraum gerolllt. Hier entdeckeln wir die Waben und schleudern den Honig heraus. Diese Arbeit muss relativ zügig gemacht werden, da die Waben nicht auskühlen dürfen und möglichst die Temperatur des Stockes halten sollen. Ansonsten wird der Honig fester und lässt sich kaum noch aus den Waben schleudern.
Das Kristallisieren
Nach dem Schleudern beginnt der Honig relativ schnell auszukristallisieren. Das ist nicht schlimm und ein ganz natürlicher Prozess. Um das Kristallisieren allerdings etwas zu verlangsamen rühren wir den Honig einige Male für mehrere Stunden. Mehr dazu erfährst du in unserem Blogbeitrag "Warum kristallisiert mein Honig?"
Unterschied cremiger und klarer Honig
Frischer Honig aus der Schleuder ist immer goldenklar und flüssig, er beginnt aber früher oder später zu kristallisieren. Wie schnell er kristalisiert hängt vom Traubenzuckergehalt ab, bei einigen Sorten geht das sehr schnell bei anderen kann es auch mehrere Monate dauern.
Unterschied Waldhonig und Blütenhonig
Ganz vereinfacht gesagt lässt sich Honig in zwei Klassen einteilen. Zum einen Blütenhonig und zum anderen Honigtauhonig, auch Waldhonig genannt. Die Basis für Blütenhonig bildet Nektar, der von Blüten gesammelt wird. Die Ursprünge des Honigtauhonig sind auf Nadeln und Baumblättern zu finden. Beim Honigtauhonig sammeln Bienen die winzigen Ausscheidungen von den Insekten, die ihre Nahrung über die Pflanzen beziehen und wandeln diese in Honig um. Ein Mix aus beidem ist der Wald- und Blütenhonig, der Anteile von beiden enthält. Da unsere Bienen direkt am Waldrand stehen haben wir auch häufig einen höheren Anteil an Honigtauhonig im Glas bzw. Beutel.
Welcher Honig ist der Beste?
Im weltweiten Vergleich liegen die Deutschen beim Honigverzehr ganz vorne. Rein rechnerisch verzehrt jeder von uns über ein Kilogramm Honig im Jahr. Welches dabei die beliebteste Honigsorte ist lässt sich schwer sagen. Die rund 150.000 Imker mit insgesamt etwa 1.000.000 Bienenvölker in Deutschland schaffen es dabei nicht den Bedarf abzudecken. Nur 20 Prozent des jährlichen Honigverbrauchs kann über deutsche Bienen abgedeckt werden. Ein Großteil der fehlenden 80 Prozent wird aus China, Brasilien und Osteuropa importiert.
Wir empfehlen natürlich jedem seinen Honig möglichst regional oder aus deutscher Herkunft zu kaufen, geschmacklich ist niemandem dabei eine Grenze gesetzt. Ob Blütenhonig, Rapshonig, Waldhonig, Lindenhonig oder andere heimische Sorten ist jedem selbst überlassen. Ökologisch gesehen macht es für uns allerdings keinen Sinn Honig über die halbe Welt zu schicken, der dann auch noch aus Ländern kommt, wo die Haltung der Bienen und die Arbeitsbedingungen für die Menschen fragwürdig sind. Gerade der Hype um exotische Honigsorten, wie beispielsweise Manukahonig, der aus Neuseeland importiert wird, sehen wir eher kritisch, weshalb wir trotz vieler Nachfragen auch davon absehen solchen Honig in unser Sortiment aufzunehmen.